Sonntag, 15. Juli 2012

Die Schluchter Heide: grüne Naturoase mit „nassen Füßen“


In Bergisch Gladbach liegt ein Teilstück der Bergischen Heideterrasse, die Schluchter Heide. Dieses für Pflanzen und Tiere wichtige Gebiet setzt sich wiederum aus Teilstücken zusammen, von denen das Naturschutzgebiet Gierather Wald das größte ist; es umfasst eine Fläche von 189 Hektar. Am 24. Juni 2012 hat der Ortsverband Bergisch Gladbach des BergischenNaturschutzvereins (RBN) zu einer geführten botanischen Wanderung durch die Schluchter Heide eingeladen. Durchgeführt haben diese Führung die beiden Experten Astrid Mühlenbrock und Hubert Sumser. Trotz des bedeckten Himmels und des vorhergesagten Regens sind etliche Naturfreunde zum vereinbarten Treffpunkt auf dem Parkplatz am Friedhof Gronau gekommen, manche aus der unmittelbaren Nachbarschaft des Naturschutzgebiets, andere aus Köln und sogar eine Besucherin aus Wuppertal ist mit von der Partie gewesen.

Das erste Teilstück der Wanderung hat uns zum begradigten und umgebetteten Teil des Rodenbachs. Er sieht aus wie jeder beliebige, in ein Korsett gezwängte Bach. Artenarmut ist hier das Stichwort, doch schon nach einigen Wegbiegungen bietet sich zum Glück ein anderes Bild. Eine Feuchtwiese am Waldrand beherbergt botanische Raritäten wie den Königsfarn (Osmunda regalis). Außerdem hat uns Hubert Sumser auf Gewächse wie die Knäuel-Binse (Juncus conglomeratus) und die Winkel-Segge (Carex remota) aufmerksam gemacht.


Dem Wanderweg folgend, sind wir anschließend in den Gierather Wald gelangt. Dort gedeihen verschiedene Farne wie der Breitblättriger Dornfarn (Dryopteris dilatata), auch andere Gewächse wie Sauerklee (Oxalis sp.) und die Gewöhnliche Waldrebe (Clematis vitalba) sind dort zu finden. In dem Wald leben viele Vögel, wir haben unter anderem Buntspechte (Dendrocopos major), Rotkehlchen (Erithacus rubecula), Mönchsgrasmücken (Sylvia atricapilla) und Waldlaubsänger (Phylloscopus sibilatrix) singen gehört.


Der wohl größte Schatz, den der Gierather Wald und damit die Schluchter Heide in Sachen ursprünglicher Natur beherbergt, ist das einstige Bett des Rodenbachs. Es ist nach der Umbettung und den damit verbundenen „Aufräumarbeiten“ in Vergessenheit geraten, was für die Natur einen Glücksfall darstellt. Der Boden ist an jener Stelle heute sumpfig und er bietet vielen Pflanzen und Tieren eine Heimat. Frösche und Kröten laichen dort, Insekten leben in großer Zahl in diesem Teilstück des Waldes und Vögel finden eine entsprechend gute Nahrungsgrundlage. Es bleibt zu hoffen, dass dieses Refugium für Flora und Fauna auch weiterhin Bestand haben wird.


Die beiden RBN-Experten haben die Gruppe auch zum nahe gelegenen Gebiet Kradepohlsmühle geführt. Dieses unter Naturschutz stehende Areal ist stark unter Druck geraten, weil Bauland in seiner unmittelbaren Nähe verkauft und erschlossen worden ist. Wir haben das Gebiet über eine Baustelle erreicht, die vermutlich schon bald der Vergangenheit angehören wird. Wenn dort erst einmal ein Haus steht und das dazugehörige Grundstück umzäunt ist, ist der Zugang zum Gebiet Kradepohlsmühle von der Gierather Straße aus versperrt. Auffällig ist, dass in dem Naturschutzgebiet ein sehr großer Bestand des Drüsigen Springkrauts (Impatiens glandulifera) zu finden ist. Dahinter soll sich aber laut Herrn Sumser echter „Urwald“ erstrecken, der vielen Insekten-, Vogel- und Schneckenarten als Lebensraum dient.

Unsere Wanderung hat uns nun wieder zurück in den Gierather Wald geführt, wo wir bei einsetzendem Regen, der zum Glück von den Bäumen aufgefangen worden ist, weitere feuchte Lebensräume erkundet haben.

Nach gut zwei kurzweiligen Stunden voller spannender Informationen sind wir wieder am Friedhof angekommen, wo uns ein Pilzexperte, der bei der Wanderung anwesend gewesen ist, auf einen wirklich stattlichen Parasol (Macrolepiota procera) hingewiesen hat. 

An dieser Stelle möchte ich mich bei Astrid Mühlenbrock und Hubert Sumser für die informative und schöne Wanderung bedanken. Die Schluchter Heide gehört ohne Zweifel zu den wichtigsten Lebensräumen für wasserliebende Tiere in Bergisch Gladbach und ich werde mit Sicherheit in Zukunft auf eigene Faust in dem Gebiet mit meiner Kamera auf Entdeckungstour gehen.


begradigter Rodenbach





Feuchtwiese am Rande des Gierather Waldes


Königsfarn (Osmunda regalis)

Knäuel-Binse (Juncus conglomeratus)

Winkel-Segge (Carex remota)

Breitblättriger Dornfarn (Dryopteris dilatata)
Weg im Gierather Wald

Gewöhnliche Waldrebe (Clematis vitalba)


Das alte Bett des Rodenbachs



Drüsigen Springkrauts (Impatiens glandulifera) im Gebiet Kradepohlsmühle



Bachlauf im Gierather Wald

Torfmoos (Sphagnum sp.)

Sumpfiger Lebensraum im Wald


In dem feuchten Lebensraum gedeihen viele Pilze



Parasol (Macrolepiota procera)